Synopsis
Verfügbar vom 14. April 2023, 19 Uhr bis zum 15. April 2023, 19 UhrZur Handlung:
Der Lehrer liebt Mascha, Mascha liebt Kostja, der wiederum liebt Nina, die liebt den Schriftsteller Trigorin, der jedoch nur sich selbst liebt. In Tschechows bittersüßer Komödie “Die Möwe” geht es um die Liebe im Überstehen des Unglücks, um das Entkommen aus der Öde der Provinz und die Produktion von Kunst: "Wir beschreiben das Leben so wie es ist und weiter weder piep noch pup. Wir haben weder Nah- noch Fernziele, unser Herz ist wie leergefegt. Wir haben keine Politik, an eine Revolution glauben wir nicht, wir haben keinen Gott, haben keine Angst vor Gespenstern. Ob dies eine Krankheit ist oder nicht – es geht nicht um die Bezeichnung, sondern um das Eingeständnis unserer Lage", so Tschechow an einen Freund und Kollegen. Tschechow gelingt es, das Gefühlselend der leidenden Menschen in ihrer Alltäglichkeit und ihren Leerlauf in einer materiell saturierten Gesellschaft widerzuspiegeln und es gleichzeitig komisch und lachhaft wirken zu lassen.
Zur Inszenierung:
Jürgen Gosch nahm sich nach seiner umjubelten Inszenierung von Onkel Wanja ein weiteres Stück von Tschechow vor. Die Möwe wurde zum Berliner Theatertreffen 2009 eingeladen und in der Kritikerumfrage von Theater heute 2009 zur "Inszenierung des Jahres" gewählt.
In seiner Nachtkritik schrieb Dirk Pilz:
"Überall baut Gosch vorsätzlich die Kunst und das Theater unterbrechende Störmomente ein, mit der in die sonst eher geschlossene Fiktion Fenster zur Wirklichkeit gerissen werden. Wenn die Begriffe und Implikationen nicht so missverständlich wären, müsste man behaupten, dass die Schauspieler ihre eigene Verletzlichkeit, Unsicherheit, Brüchigkeit ungeniert zu Figuren verwandeln, statt diese durch ihr Eigenes zu nobilitieren. Das, so scheint's, ist jenes Unnennbare, das vor dem Drama bereits geschah – das allerhöchst Private und Unfertige der Darstellerbiografien selbst. Und das verleiht diesem Abend seine seltsame Unangreifbarkeit, allerdings auch seine Sogwirkung."
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"Die Möwe"
von Anton Tschechow
Regie: Jürgen Gosch, Bühne und Kostüme: Johannes Schütz.
Mit: Corinna Harfouch, Jirka Zett, Christian Grashof, Kathleen Morgeneyer, Bernd Stempel, Simone von Zglinicki, Meike Droste, Alexander Khuon, Peter Pagel, Christoph Franken, Ben Clark, Przemek Zybowski, Theresa Schütz.
Premiere: 20. Dezember 2008 in der Volksbühne Berlin.
Dauer: 3 Stunden
Fotos © Matthias Horn
Weitere Inszenierungen von Jürgen Gosch sehen Sie in unserem Gosch-Special vom 13. bis 17. April 2023 hier:
"Onkel Wanja" von Anton Tschechow, Regie: Jürgen Gosch (2008)
"Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza, Regie: Jürgen Gosch (2007)
"Hier und Jetzt" von Roland Schimmelpfennig, Regie: Jürgen Gosch (2009)
"Erinnerungen an Jürgen Gosch" Ein Film von Grete Jentzen und Lars Barthel
Übersicht: Der historische Stream: Jürgen Gosch Special